Lust und Fantasie
| Fallbeispiel #8
- Gesundheit
- Privatsphäre
Clara hat viele Fantasien und Träume. Sie haben mit Sex zu tun und mit Körpern. Es sind so viele, dass sie nicht alle in ihren Kopf passen. Sie schreibt diese in ihr Tagebuch, legt es dann neben dem Bett ab und freut sich, während sie ihren Körper streichelt und masturbiert.
Als Clara aufsteht, fällt es ihr erst nicht auf, aber dann sieht sie, dass das Tagebuch verschwunden ist. Mit hochrotem Kopf läuft sie aus dem Zimmer und hört nebenan die Stimme ihrer Schwester Mala, die laut aus den Notizen vorliest. Clara reißt die Tür auf und sieht, wie ihre Schwester und deren Freundin zusammen in dem Buch blättern. „Sag mal, hast du sie noch alle!“, schreit Clara und reißt Mala das Buch aus der Hand: „Du hast kein Recht dazu!“ Mala schaut sie unschuldig an, „Ach ja, und wieso?“. Clara weiß es einfach, sie braucht keine Antwort. Sie verlässt wütend das Zimmer und knallt die Tür zu. „Ich wüsste nicht, dass das irgendwo steht!“, hört sie Mala rufen und die Freundin lacht. „Jetzt hab dich nicht so!“ Mit diesem Menschen hält sie es keine Sekunde länger aus, denkt Clara. Sie wirft sich auf sein Bett. Später spricht sie unten in der Küche mit dem Mann ihres Vaters, Edwin. Er hört immer zu und kann Sachen für sich behalten. Oder? Clara ist jetzt misstrauisch. Ihr ist unangenehm, was passiert ist. Die Sachen, die sie geschrieben hat, waren nur für sie selbst.
Clara und Edwin reden schließlich doch über das Tagebuch. Edwin ist empört. „Das geht wirklich nicht! Wusstest du, dass das Recht auf Privatsphäre sogar internationales Menschenrecht ist? Jeder Mensch hat ein Recht auf Geheimnisse. Warte…“, Edwin tippt auf sein Handy. „Hier, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 12: Niemand soll einer willkürlichen Einmischung in seine Privatsphäre, seine Familie, sein Zuhause usw. usw. ausgesetzt sein. Jeder hat das Recht auf gesetzlichen Schutz vor solchen Einmischungen oder Angriffen.“